Patient*innen
Wachstumshormonmangel
bei Kindern und Jugendlichen
Wachstumshormonmangel ist eine seltene Erkrankung, bei der der Körper nicht genug Wachstumshormon für eine normale Entwicklung produziert.1 Wachstumshormonmangel bei Kindern und Jugendlichen wird auch als pädiatrischer Wachstumshormonmangel bezeichnet. Das Wachstumshormon beeinflusst nicht nur das Längenwachstum, sondern übernimmt auch weitere wichtige Funktionen im Stoffwechsel.2
Die Symptome von GHD (growth hormone deficiency) können körperlich und psychisch belastend sein.3–5 Bei der Behandlung von Wachstums-hormonmangel wird das fehlende Hormon in einer Menge, die dem natürlichen Bedarf des Körpers entspricht, von außen zugeführt. Die Therapie wird so lange fortgeführt, bis das Längenwachstum abgeschlossen ist.6
Warum ist das Wachstumshormon so wichtig für die Entwicklung?
Das Wachstumshormon ist ein unverzichtbarer Begleiter beim Erwachsenwerden.
Was ist das Wachstumshormon und wo wird es produziert?
Das Wachstumshormon (Somatropin) spielt eine wesentliche Rolle für die gesunde Entwicklung des Körpers.
Es wird in der Hirnanhangsdrüse, auch Hypophyse genannt, produziert und kommt hauptsächlich während der Schlafphasen zum Einsatz.3, 8
Wie wirkt das Wachstumshormon?
Über den Blutkreislauf gelangt das Wachstumshormon in die verschiedenen Bereiche des Körpers und unterstützt dort das Wachstum der meisten Gewebearten, wie z. B. Muskelgewebe, Nervengewebe, Bindegewebe etc.2
Welche Rolle hat das Wachstumshormon im Stoffwechsel?
Neben seiner Rolle im physischen Wachstum ist das Wachstumshormon auch an Stoffwechselprozessen beteiligt: Hierzu zählen die Bildung von Blutzucker, der Abbau von Fett und der Aufbau von Eiweißen.2, 8, 9
Wie kann sich Wachstumshormonmangel äußern?
Bei einem Wachstumshormonmangel produziert der Körper kein oder zu wenig Wachstumshormon. Je nach Ausprägung kann das genetisch vorbestimmte Wachstum unterschiedlich stark beeinträchtigt werden.3
Obwohl GHD keine lebensbedrohliche Erkrankung ist, kann sie körperliche und psychische Auswirkungen mit sich bringen:
Mögliche körperliche Folgen eines unbehandelten GHD:10
- Lebenslanger Kleinwuchs
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Fettstoffwechselstörungen
- Osteoporose
Mögliche psychische Auswirkungen, z. B. durch seelischen Leidensdruck:3–5
- Geringes Selbstwertgefühl
- Depressionen
- Angstzustände
Wie wird ein Wachstumshormonmangel erkannt?
Bei Kindern und Jugendlichen ist das Hauptsymptom eines Wachstumshormonmangels ein verringertes Wachstum. Ist die Erkrankung angeboren, zeigt sich dieser Kleinwuchs (im Verhältnis zu Gleichaltrigen) meist schon sehr früh – nämlich ab dem 6. bis 12. Lebensmonat.3, 11
Weitere häufige Symptome:3, 11
Diagnose
Die Diagnose eines Wachstumshormonmangels basiert auf bisherigen Wachstumsdaten, der medizinischen Vorgeschichte, Laboruntersuchungen und bildgebenden Verfahren wie der Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztherapie (MRT).11
Was können die Gründe für einen Wachstumshormonmangel sein?
Ein Wachstumshormonmangel kann entweder angeboren sein oder im Laufe der Entwicklung auftreten – in diesem Fall sprechen wir von einem erworbenen Wachstumshormonmangel.11
Ein angeborener Wachstumshormonmangel
hat oft keine offensichtlichen körperlichen Ursachen. Da jedoch viele betroffene Kinder und Jugendliche eine unterentwickelte Hirnanhangsdrüse aufweisen, vermutet man hiermit einen Zusammenhang. Manchmal kann auch eine Störung des für die Hormonbildung verantwortlichen Gens der Auslöser sein.11
Ein erworbener Wachstumshormonmangel
ist meist auf eine verletzte Hirnanhangsdrüse zurückzuführen. Dies kann beispielsweise durch Kopfverletzungen, Tumoren, Bestrahlung oder durch komplizierte Entzündungen entstehen.11
Behandlungsmöglichkeiten
Wie funktioniert die Hormonersatztherapie?
Ein Mangel an Wachstumshormon (Somatropin) kann mit Medikamenten ausgeglichen werden. Dabei wird das fehlende Hormon in einer Menge, die dem natürlichen Bedarf des Körpers entspricht, von außen zugeführt.13 Da das Hormon in Tablettenform durch den Magensaft zersetzt werden würde, muss es – ähnlich wie Insulin bei Diabetes – in das Fettgewebe unter der Haut (subkutan) gespritzt werden.14
Früher war es notwendig, künstlich hergestelltes Wachstumshormon täglich zu spritzen.11 Inzwischen gibt es jedoch Therapieoptionen, bei denen eine einmal wöchentliche Verabreichung ausreichend ist.13, 15
Welche Ziele verfolgt die Therapie?
Wichtigstes Ziel einer Wachstumshormon-Ersatztherapie ist es, die berechnete Endgröße zu erreichen.3 Abhängig vom Beginn der Therapie ist das idealerweise die genetische Zielgröße, die aus der Körpergröße beider biologischer Elternteile errechnet wird. Für optimale Ergebnisse ist ein früher Therapiestart vorteilhaft.3 Und so wird sie berechnet:11
Ein weiteres indirektes Therapieziel besteht darin, das Selbstwertgefühl der Patient*innen zu stärken, indem gemeinsam daran gearbeitet wird, die Wachstumsverzögerungen, die durch den Wachstumshormonmangel verursacht werden, zu bewältigen.5
Durch eine Somatropin-Therapie ab dem Kindesalter kann auch möglichen Folgeerkrankungen im Erwachsenenalter vorgebeugt werden, die aufgrund des Wachstumshormonmangels entstehen können. Beispiele hierfür sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettstoffwechselstörungen oder Osteoporose.13, 21
Wie lange dauert die Therapie und wie verläuft sie?
Die Therapie wird normalerweise fortgeführt, bis das Längenwachstum abgeschlossen ist. Das bedeutet, dass die Wachstumsfugen der Knochen geschlossen sind und die angestrebte Zielgröße in etwa erreicht wurde.13 Manchmal kann es jedoch notwendig sein, die Hormonersatztherapie auch im Erwachsenenalter fortzusetzen.22 Das endokrinologische Team wird euch während der gesamten Therapie beratend zur Seite stehen.
Tipps für den Alltag
Alle ärztlichen Empfehlungen sind für die Therapie wichtig. Darüber hinaus können die folgenden Tipps den Alltag erleichtern.
Anlaufstellen für Patient*innen und Bezugspersonen
Hier finden sich weiterführende Informationen und Beratungsangebote.
Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE)
Beratung und Unterstützung für Menschen mit seltenen Erkrankungen und deren Angehörige. Die ACHSE hilft z. B. bei der Suche nach Behandlungszentren oder berät bei sozialrechtlichen Fragen.
Bundesverband Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien e. V. (BKMF)
Netzwerk zur Interessenvertretung für Menschen mit Wachstums-störungen und deren Angehörige sowie Fachpersonen. Die Themen reichen von psychosozialen und medizinischen Fragen über den Diagnosefindungsprozess bis hin zu Berufsorientierung und Mobilität.
Eltern mit Kindern / Jugendlichen mit Hypophyseninsuffizienz
Plattform für Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Hypophyseninsuffizienz mit Informationen und Tipps für den Umgang mit der Erkrankung. Regelmäßige Online-Treffen sollen den persönlichen Austausch fördern.
Netzwerk Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e. V.
Informationen und Tipps für Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Hypophyseninsuffizienz. Die deutschlandweite ehrenamtliche Gruppe fördert den persönlichen Austausch und bietet Unterstützung bei allen erkrankungsbezogenen Fragen.
DE-COMMGHP-2400024 v1.0 05/24